Die neue Gemeinde

Fusionsbeschluss und neuer Name: Evangelische Kirchengemeinde vor dem Halleschen Tor
Auf dem Weg zu einer gemeinsamen Kirchengemeinde haben die Gemeindekirchenräte von Heilig Kreuz-Passion und Jesus Christus zwei wichtige Entscheidungen getroffen: In ihren Sitzungen am 10. Mai bzw. 19. Mai 2022 stimmten sie der Fusion beider Gemeinden zum 1. Januar 2023 zu und trafen zugleich eine Entscheidung zum künftigen Namen. Den gefassten Beschlüssen gingen Gespräche in einer Arbeitsgruppe voraus, die paritätisch mit Personen beider Gemeinden besetzt war. Dort sollte eigentlich nur darüber gesprochen werden, wie noch enger miteinander kooperiert werden könnte. Die Zusammenarbeit findet bekanntlich schon seit einigen Jahren erfolgreich statt, zum Beispiel in der Konfirmanden-, Kinder- und Jugendarbeit und in der Kirchenmusik.
Im Laufe der Gespräche bestätigten sich sogar weitere Gemeinsamkeiten und Interessen. Und so wandelte sich die „AG Kooperation“ im Herbst 2021 zur „AG Fusion“, die in steter Rückkopplung mit beiden Gemeindekirchenräten einen möglichen Weg zur Fusion vorzeichnete.
Als Fusionstermin bot sich der 1. Januar 2023 an, weil im November 2022 Wahlen zum Gemeindekirchenrat stattfanden und die gemeinsame Kirchengemeinde damit mit einem in Teilen neu zusammengesetzten Gemeindekirchenrat starten kann.
Neben eher juristischen oder technischen Fragen wurde in der AG Fusion auch über den künftigen Namen intensiv diskutiert. Eine Kombination mit dem Wort „Kreuzberg“ schied leider aus, denn die kürzlich aus Melanchthon, St. Thomas, St. Jacobi und Emmaus-Ölberg gebildete Gemeinde heißt bereits „Ev. Kirchengemeinde Kreuzberg“. Missverständnisse und ärgerliche Verwechslungen wären da nicht auszuschließen gewesen und sollten vermieden werden.
In der AG Fusion, aber auch während eines Kiezspaziergangs der Mitarbeitenden und Gemeindekirchenräte und nicht zuletzt in den Gemeindeversammlungen im Frühjahr wurden gute Namensvorschläge gemacht. Die Entscheidung fiel entsprechend schwer. Soll es ein thematischer Name sein? Oder ein biblischer? Oder doch eher ein geografischer mit Ortsbezug?
Eine breite Mehrheit der Teilnehmenden an den verschiedenen Veranstaltungen sprach sich dafür aus, dass der Name der neuen Kirchengemeinde Orientierung bieten und zeigen soll, wo unser Platz im Stadtgefüge geografisch, aber auch inhaltlich ist. Und so bestand rasch Einigkeit, dass „vor dem Halleschen Tor“ eine treffende Bezeichnung ist. Vier Argumente sprachen für diesen Vorschlag:
Unser Gemeindegebiet sind die Flächen „vor“ der barocken Stadterweiterung Berlins mit dem Halleschen Tor am „Rondell“, heute Mehringplatz genannt. Das Gemeindegebiet erstreckt sich dort von den Eisenbahnflächen mit dem Gleisdreieckpark im Westen über den Viktoriapark, den Platz der Luftbrücke und den Tempelhofer Berg im Süden bis zum Südstern im Osten. Unser neuer Name stellt diesen historischen Bezug her.
Nebenbei kann der geografische Name vielleicht auch BVG-Nutzenden aus anderen Bezirken und Regionen den Weg zu uns erleichtern, Stichwort „U-Bahnhof Hallesches Tor“. Ganz sicher bildet der Ortsbezug einen Schirm für die vertrauten Namen unserer drei Kirchengebäude. Deren Namen Heilig Kreuz-, Christus- und Passionskirche bleiben unverändert bestehen, sie behalten ihr eigenes Gewicht und können ihr jeweiliges Profil auch in der fusionierten Gemeinde weiterentwickeln.
Darüber hinaus bringt der geografische Name aber auch zum Ausdruck, was uns als Kirchengemeinde besonders prägt: Stadttore waren immer schon Orte, vor denen Menschen unterschiedlichster Herkunft und aus unterschiedlichsten Beweggründen zusammentrafen, nach oft langer und beschwerlicher Reise. Die am Tor Ein-treffenden hofften auf Zuwendung, Verpflegung oder Unterkunft. Sie suchten Schutz und oft eine neue Perspektive für ihr eigenes Leben. Manche von ihnen entschieden sich, länger oder auf Dauer am Ort zu bleiben, andere, nach einiger Zeit weiterzuziehen. Daran hat sich bis heute wenig geändert, gerade für unser Gemeindegebiet in Kreuzberg.
Viele der Fragen und Aufgaben, die sich daraus ergeben, finden sich im Selbstverständnis und in den Angeboten unserer künftig fusionierten Gemeinde wieder. Der geografische Name bringt deshalb Geschichte und Gegenwart unserer drei Kirchen zusammen und kann unserer neuen Gemeinde eine gute Orientierung geben.
Mit diesen Argumenten haben die Gemeindekirchenräte Heilig Kreuz-Passion und Jesus Christus beschlossen, vom 1. Januar 2023 an als „Evangelische Kirchengemeinde vor dem Halleschen Tor“ zusammenzugehen. Wir freuen uns auf die Fusion und sind gespannt auf die gemeinsame Arbeit. Die kirchenaufsichtliche Genehmigung dazu wurde durch das Konsistorium erteilt.
Jörg Ernsting / Thomas Städtler
